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ainer maria jaenicke


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Weitere Informationen zur Bonner Kunstgruppe plan B,

verbunden mit dem herzlichen Dank an meine Kollegin Nicole Traut,
die sich intensiv um den Instagram Auftritt von plan B kümmert,

auf

Instagram plan B

 

 

 

 

Herbstausstellung 2024

plan B

Haus an der Redoute, Bonn-Bad Godesberg

 

 

 

 

That´s Verni POP

 

 

 

 

© Plakat und Foto: Nicole Traut

© Motiv: Rainer Maria Jaenicke
Titel:
Zwei Männer, den Mond betrachtend, 2024
Memento CDF

 

 

 

 

Der Bildteil zeigt meine Assemblage

Atelier fragmentiert
2024

 

 

 

plan B

 

Folgende Künstlerinnen und Künstler der Kunstgruppe stellen aus:

Ulrich Bergmann, Siegfried Bernhard Collas, Rainer Maria Jaenicke, Jaume Rocamora,
Alfred Schädlich, Anne Schorrlepp, Alex Studthoff (†), Nicole Traut, Hans-Gerd Weise

Als Gast: Stefan Beyer von der Kunstakademie Stuttgart

 

Zum Thema
Fragmentierungen

 

Nach der Beethoven-Ausstellung 2020 und der Platon-Ausstellung 2022, jeweils im Künstlerforum, könnte es sinnvoll sein, mit einer thematischen Orientierung auf eine dritte Persönlichkeit aus dem Bereich der darstellenden Kunst, die personenbezogene Ausstellungsreihe als Trilogie 2024 abzuschließen.

Angedacht sind Künstlerinnen und Künstler, die den Bereich der darstellenden Kunst gegenwartsbezogen entscheidend beeinflusst haben.
Neben Pablo Picasso (geb. 1881 Malaga, E, gest. 1973 Mougins, F) trifft das ebenso auf Sonja Delaunay (geb. 1885 Hradysk, Ukraine, gest. 1979 Paris) zu.

Picassos Fragmentierung und Defragmentierung des Gegenstandes in verschiedenen Entwicklungsstufen des Kubismus (Beginnend kurz vor der Jahrhundertwende 1900), findet seine Analogien im Simultaneismus, Orphismus und der geometrischen Abstraktion bei Sonja Delaunay ab 1912.

Thematisch könnte von den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern der Bonner Kunstgruppe plan B mit ihren Ausstellungsbeiträgen gezeigt werden, ob Begriffe wie Fragmentierung, Defragmentierung, Simultanismus oder geometrische Abstraktion ihr künstlerisches Arbeiten weiterhin darstellerisch beeinflussen.

 

 

Begriffsklärung

 

Fragmentierung: Die bewusste Aufhebung, künstlerische Auflösung, Zerstörung einer realitätsbezogenen Darstellung eines Motivs

Defragmentierung: Wiederaufhebung der Fragmentierung und Wiederherstellung von Realitätsbezügen, beginnend in Teilbereichen einer künstlerischen Gestaltung

Kubismus: Fragmentierung, Hinführung zu einer kubische Formsprache, Auflösung einer realitätsbezogenen Perspektive

Orphismus: Verwandt dem Kubismus, aber Hinwendung zu Kreisgebilden und einer farbintensiven Gestaltung

Simultaneismus: Verwandt dem Orphismus, extrem farbintensive Gestaltung in Simultan-Kontrasten, z.B. warm-kalt, bunt-unbunt, aber auch der darstellerische Versuch der Zusammenfassung zeitlicher Abläufe

Geometrische Abstraktion: Darstellungen mithilfe von Linien, geometrischen Figuren und einer reduzierten Farbgebung

 

 

Herrschaftliches Ambiente im Haus an der Redoute
in Bonn - Bad Godessberg

 

 

Jesus von der Deponie / Jesús del vertedero
Objet trouvé

 

Jaume Rocamora, Auf der Staffelei eine Gaufrage (Prägedruck), Bonn 2
Oberhalb des Kamins zwei Gaufragen, Eiskristalle

 

 


Image a Arcimboldo

 


Der Fotograf

 


Der behindertengerechte Zugang zum Haus an der Redoute
braucht leider Zeit.
Es fehlt auch ein Provisorium.

 

 

Meine ausgestellten Objektkästen und Assemblagen

 

01.
Image a Arcimboldo
Ojets trouvés von Flohmärkten, Emaille Ziffernblätter, Emaille Thermometer, alte Spiegelfragmente, Gipspfeife,
Kästchen in Schublade, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

02.
Santa Fanta im Land der unverstandenen Botschaften
Glasscherben mit Schriftelementen, Zahlen und Zeichen, Objets trouvés von einer überwucherten alten Müllkippe und von verschiedenen Flussufern
Die Botschaft der Textfragmente erscheint als neodadaistische Prophezeiung, als banale Sonate der Zufälligkeit, ein Image an Kurt Schwitters
Gefundenes Kästchenfragment im weggeworfenen Rahmen, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

03.
Bad Godesberg, Gotenstraße 135
Ich springe aus dem Sandkasten und laufe zur Straße. Von der niederdollendorfer Fähre kommend, fährt der Bundeskanzler im dicken Dreihunderter, begleitet von einer weißen Maus, in Richtung Hochkreuz vorbei.
Präsentation des Objektkastens auf einem alten dreibeinigen Hocker, Containerfund,
Margarinespielzeug aus den 50er Jahren, Wikingmodell, Knallbonbonpüppchen, Mikadostäbchen, Holzreste
Kästchenfragment in Schublade, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

04.
Der alte Nazi guckt über den Gartenzaun, während ich versuche, 1 und 1 zusammenzuzählen Abakus, Stoffblümchen, Gipskopf, Holzfragmente, Objets trouvés in Erinnerung an die Katholische Volksschule Plittersdorf, Präsentation auf einem alten Tischchen
Fragmente in alter, länglicher Kommodenschublade, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

05.
Jesus von der Deponie
Objet trouvé ergänzt mit Treibgutstücken aus Holz, Ölmalerei,
freistehend oder -hängend, Größe: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

06.
Atelier-Fragmente
Ölmalerei, Dosendeckel, Pinsel, Holzstücke,
In flachem Holzkasten, Gesamtgröße: folgt

Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

07.
Der Fotograf
Ölmalerei, alte Kamera, verrosteter Boden einer Spraydose, Holzstücke, teilweise gedrechselt, Kieferknochen, Schneckenhaus
Auf Holzplatte aufgebaut, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

08.
Selbstdarstellung mit Pinselnase
Ölmalerei, Holzstücke, Pinsel
Auf Holzplatte, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

09.
Der Heilige Pankratius erklärt das Thema der Ausstellung FRAGMENTIERUNGEN

Spanische Heiligenfigur, Objets trouvés, Ultramarin Farbpigment
Blumenkiste, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

10.
Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, Image a Caspar David Friedrich zum Jubiläum
Holzrahmen, Pappkarton, Holzreste, 2 Plastikfigürchen, Getränkeverschluss
Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

11.
Camin del Virol, Les Cases d´Alcanar
Ölmalerei, Holzreste, Scherben,
Blumenkiste, Gesamtgröße: folgt
Entstehungszeit: Bis zur Ausstellung

 

Vernissage

 

 

Über 200 Besucher kamen zur Vernissage.
Ihnen sei ganz herzlich gedankt.

Foto: Ingrid Vleurinck

 

 

Redoutenglück im möglichen Vorkriegs-Herbst 2024

 

 

Auf der Nebenspur


Erinnerungsfragmente

Ein Text aus der Planungsphase der Ausstellung

 


Ein Lebensweg beginnt mit der Geburt in eine Welt, die sich keiner von uns ausgesucht hat. Auf jeden Fall kann man davon ausgehen, dass jeder bei der eigenen Geburt dabei war, auch wenn man sich an diese und andere wichtige Begebenheiten auf dem anschließenden Lebensweg
nicht mehr erinnert.
Viele Erlebnisse werden zu Hause von den älteren Familienmitgliedern erzählt, so oft, dass man schließlich glaubt, die Erzählungen selbst erlebt zu haben.
Was ist erträumt und erdacht, was tatsächlich erlebt? Was für ein Gewebe von Wahrem und Unwahrem umgibt einen?
Wie viele Stunden, Tage, Monate und Jahre sind vergessen, ohne sich in der Erinnerung festgesetzt zu haben. Was mag da alles passiert sein? Waren die Begebenheiten vielleicht nicht genauso wichtig, wie die stereotypen
Aufzählungen, geboren in, am, um und die vielen Schulund Studienabschlüsse, die man ein Leben lang mit sich herumtragen und oft angeben musste und weiterhin angeben muss.

Das kleine Loch, das ich in die Erde eines Hinterhofes in der Uelzener Osterstraße 7 Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gegraben habe, nimmt einen großen Bereich meiner Erinnerung ein, erscheint aber in keinem Lebenslauf von mir: Jemand hatte mir ein Geheimnis verraten, dass ich direkt nach Afrika gelangen könnte, wenn ich ein tiefes Loch graben würde. Was für ein spannendes Abenteuer, dachte ich mir. Nach gefühlt 20 Zentimetern Tiefe, einem verbogenen Blechschäufelchen und einer Viertelstunde schweißtreibender Arbeit war die Sache für mich leider beendet, wegen mangelnder Kondition war die Aufgabe für mich nicht zu lösen.

Etwas später auf meinem Lebensweg, nachdem ich den Zug in die provisorische Bundeshauptstadt der nach Bonn versetzten Beamten überstanden hatte, wurde ich im Godesberger Stadtpark Zeuge einer unvergessenen Begebenheit, nämlich dass der Tod in Form eines klappernden bleichen Skeletts versuchte, Kasperle Leid anzutun. Dieses Erlebnis auf der bescheidenen kleinen
Bühne eines Kasperletheaters hat mich damals so mitgenommen, dass, egal, wo ich mich aufhielt, der Tod in der beschriebenen Form mir entgegen trat und mich
bedrohte. Besonders im Kohlenkeller des Siedlungshauses an der Godesberger Gotenstraße, aus dem ich in einem zerbeulten schwarzen Blecheimer Briketts und Koks für den Ofen in den ersten Stock hochtragen musste, erschien mir das Skelett ständig und machte mir unerträgliche Angst.
Das Kohleneimertragen würde man heute als Kinderarbeit bezeichnen, es war in den 50er Jahren aber durchaus die übliche Aufgabe von Kindern, ebenso Müll zur Mülltonne bringen, Kartoffeln aus dem Keller in die Küche holen, Milch, Brot und Käse einkaufen. Ohrfeigen gab es, Kopfnüsse und Geschrei, sowohl zuhause als auch in der Schule, wenn man nicht spurte oder sich bei den Aufträgen dumm anstellte, absichtlich oder unabsichtlich. Zehn Jahre nach Kriegsende waren die Kinder oft die Stelle, an der sich frustrierte Erwachsene, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden, abreagieren konnten.
Zum Godesberger Alltag gehörten in den fünfziger Jahren Kriegsinvaliden mit Beinstümpfen unter grauen Rotkreuzdecken in einfachen Behindertenwagen, Einarmige mit leeren Jackenärmeln, die in Seitentaschen gesteckt wurden, an Krücken humpelnde Einbeinige, schlecht verheilende entstellende Gesichtsverletzungen, Glasaugen, Arm- und knarzende Beinprothesen, künstliche schwarze Lederhandschuh-Hände und grobe schwarz polierte Schuhe
ohne Füße.

In der katholischen Volksschule Plittersdorf lernte ich im Gegensatz dazu das Schöne im Leben in Form von Schönschrift und Malen. Bei guten Noten bekam ich von Fräulein Ortmann dafür ein Fleißkärtchen mit einem roten Punkt in der Mitte. Ohne Lob des Fräuleins flossen manchmal meine salzigen Tränen der Enttäuschung über das abgenutzte Holzpult.

Solche Geschichten gibt es viele. Man trägt sie oft als belächelte Lebensfragmente mit sich herum, erzählt sie. Scheinen sie auch noch so unwichtig, es gelingt nicht, sie als Kinderkram abzutun. Sie sind mir so gegenwärtig geblieben, dass sie als Thema einiger meiner künstlerischen Arbeiten wieder aktuell geworden sind. So werden kleine unbewältigte Episoden der Vergangenheit mithilfe künstlerischer Mittel bewältigt oder auch nicht.

 

 

Dieser Text zur plastischen Objektgestaltung von zwei Objektkästen stammt aus diesem Jahr 2024 mit dem Titel:

Konrad Adenauer fährt, von der Niederdollendorfer Fähre kommend, durch die Gotenstraße.

Größen, 34cm x 25cm
Gestalterische Mittel:
Spielzeugzugaben zum Margarinekauf in den 50er Jahren, Mercedes Benz 300 Limousinen als Wiking Modelle aus den 50ern, sogenannte Adenauer-Mercedes-Limousinen und weitere authentische Fragmente und Funde

Version 1 rechts, Version 2 links,
Beide Versionen werden von mir in der planB Ausstellung im Haus an der Redoute im Herbst 2024 gezeigt. (So war es von mir geplant. Aus Platzgründen im HadR wurde von mir nur der linke Kasten gezeigt).

Siehe auch weiter oben in: Meine ausgestellten Objektkästen und Assemblagen 03

 

 


Veröffentlichung

 

Wie bei den letzten beiden Ausstellungen erscheint auch bei dieser Ausstellung von mir ein Text mit Fotos.


 

Hier zu den zwei Links in der Fotodarstellung

 

Ein Corona - Skizzenbuch

Die Geschichte von Platons Neffe

 

 

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