Fehmarn


 

früher space rider

Als die insel es noch war, still vor sich hin schlief und ich so gerade zehn jahre alt war, das rädchen immer dabei hatte und lene und opa, meine großeltern, froh waren, wenn ich mich in meiner erkundungslust absetzte, fuhr ich gerne von burg die landstraße in richtung katharinenhof längs, ein feld nach dem anderen, ich sang so laut ich konnte im fahrtwind, kein einziges auto, leere und weite bis zum horizont. endlich, hinter vitzdorf und den wenigen häusern von katharinenhof, kam ich am küstenwald an. ein leicht abfallender weg führte zwischen bäumen zum sandstrand, mit silex und anderen steinen übersät, dazwischen muscheln, tang und strandgut, zum suchen, stöbern und sammeln.

Ich hatte das taschenmesser aus erna doeges besteckladen in der osterstraße dabei und konnte an so manchem stock herumrumschnitzen: am liebsten helle ringe aus dunkler rinde herausschneiden.

einsame weite, ich kann mich nicht daran erinnern, überhaupt jemandem begegnet zu sein. ich habe dann am strand gespielt, mich hingekniet und den weißen sand zwischen den fingern durchrieseln lassen, die landschaft eingeatmet vor der stillen see. mal bin ich auch weiter in richtung staberhuk gefahren, zum leuchtturm und írgendwann später dann das halbe stündchen zurück nach burg. keiner hat irgendwie je nachgefragt, wo ich denn so lange gewesen wäre - meine großeltern waren zu sehr bei julius käsemodel im erzählen ihrer gemeinsamen berliner zeit versunken.

jahrzehnte später, als ich selbst schon maler war, habe ich dann von den anderen malern vor mir erfahren, dass sie die einsamkeit schon lange zeit vor mir dort gesucht und gefunden hätten, dass sie dort gemalt, geliebt, geträumt hätten, ... .

was für ein zufall oder auch nicht, ich glaube jedenfalls fest daran, dass in so manchem stückchen bernstein, das dort liegt, auch unsere malerseelchen als einschlüsse zu finden sind.

 

visuelles zitat des alternden space drivers

 

hinweise:

am katharinenhofer strand habe ich damals eine versteinerung gefunden: ein 2 cm langes paraboloidförmiges endstück des skelettes eines urweltlichen kopffüßlers. man nennt diese geschossähnlichen fossilien donnerkeile.

die zwei fotos zeigen meine damals 34jährige mutter und mich, gegenseitig aufgenommen, in burg auf fehmarn. mein fotoapparat damals war eine 6x6 balgenkamera namens foitzik vom trierer kamerawerk, mit deren technik ich als zehnjähriger mehr schlecht als recht zurechtkam, daher wohl die mangelnde bildqualität.

 

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