Einige Informationen zu Bestandteilen dieser Pankratius-Box

 

Die kleine Statue des Heiligen Märtyrers Pankratius stammte aus einem Chinaladen und war von mir für 1,20€ gerne erworben worden. Sie stand nun schon seit über drei Monaten in einem etwas größeren Holz-Gehäuse eines Bingo-Spieles, das aus dem gleichen Laden stammte. Nur ein kleiner weiblich-wohlgerundeter Torso (ein Oberkörper ohne Kopf mit Armstümpfen aus Plastik, glänzend hautfarben glatt bis zum Hüft-Drehpunkt) einer chinesischen Billig-Barbie (-Barbara, -Bärbelchen) hatte ihm solange Gesellschaft geleistet.
Die Heilige Barbara war als eine der 14 Nothelfer mit den Aufgaben versehen, Sterbenden, Bergleuten, von Feuer Bedrohten, Artilleristen, Architekten und anderen ´Gefährdeten´, beizustehen.
Endlich schwemmten die Herbststürme den von der Größe her passenden Plastikkopf einer Spielzeug-Katze an, der mit wenigen Korrekturen auf den Hals des Torsos passte. Dem Kopf hatte leider ein böses Wesen die aufgeklebten Augen ziemlich ausgekratzt, vielleicht hatte ja auch der grobkörnige Kies des Strandes seinen Anteil daran gehabt. Die Farbe des Katzenkopfes konnte man mit einem etwas durch die Sonne verblichenen Pink bezeichnen, einem Rosa mit erhöhtem Rotanteil. Erinnerungen an die Katzengöttin Bastet der Ägyptischen Mythologie wurden in mir wach. So blieb jedenfalls die Begleiterin des Heiligen nicht kopflos und mutierte ihrerseits zur Göttin.
Die Ausrichtung ihres Kopfes zur Heiligen Schrift, auf die die Pankratius-Figur beim Schwur zeigt, ließ mich die schwer erkennbaren Wörter des aufgeschlagenen Buches entziffern. Die wenigen lateinischen Worte konnte ich ungefähr im Sinne des Johannes-Evangeliums so deuten: Wer mir nachfolgt , wird das Licht des ewigen Lebens erhalten.
Ein weiterer Bestandteil des Objekt-Kästchens war die Kopie einer alten, recht großen und groben römischen Münze, durch die der Bezug zum frühen Märtyrertod des Heiligen Pankratius als 14-Jährigem um 304 in Rom hergestellt wurde. Ein weiterer Grund war ein alter Brauch dieser Region, unter Pankratius-Figuren stets ein Geldstück zu legen, was im historischen Zusammenhang wohl den Reichtum der Familie des Märtyrers symbolisierte und auf den jetzigen Besitzer der Heiligenfigur übertragen werden sollte. Die Münze lag in diesem Kästchen nicht fest auf einer der Seiten, sondern stand relativ instabil, leicht an die seitliche Wand angelehnt, so dass sie jeden Moment wegrollen könnte. Das sollte in dem Sinne verstanden werden, dass irdischer Besitz und Reichtum jederzeit ein Ende finden könnten und nicht von Dauer wären.

Insgesamt setzt sich dieses Objekt durch die zeitliche Folge der Fundstücke bzw. Bestandteile inhaltlich mit mehreren Themen auseinander.
Dies alles natürlich nur, wenn man bereit ist, sich der Zeichensprache bzw. Symbolik dieses kleinen Kästchens zu öffnen.

Kann denn Liebe Sünde sein, bzw. kann denn eine Mischung aus Kitsch, Abfall und Halbbildung Kunst sein? Mit ´All is beautiful´ hätte sich Meister Andy aus der Affäre gezogen, was positiver klingt als das Rheinische ´Alles Sch... !´.

 

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